Das Album "jung, brutal, gutaussehend 2" von Kollegah & Farid Bang welches am 8. Februar 2013 über das Independent-Label Selfmade-Records erschien, ging schon nach drei Wochen Gold.
Mit dem Album haben die beiden Rapper sogar "Heino" vom ersten platz der charts geschupst.
Thomas Burkholz, Head of Marketing bei Selfmade Records, äußerte sich zu dem großen Erfolg:
"Wir freuen uns sehr über diesen grandiosen Erfolg. Platz 1 in D/A/CH und 100.000 verkaufte Einheiten von Jung, brutal, gutaussehend 2 in Deutschland innerhalb von nur drei Wochen sind der Beweis dafür, dass deutschsprachige Rapmusik gefragter denn je ist und bei einer treuen Fanbase und einer zeitgemäßen, auf Social Media zugeschnittenen Vermarktung, auch independent – ohne Radio Airplay und TV-Support – in diesen großen Dimensionen funktionieren kann. Massenmediale Aufmerksamkeit erhielt JBG 2 erst nach Bekanntgabe der Nr.1-Platzierung."
Kollegah im interview mit Spiegel Online:
SPIEGEL ONLINE: Herr Kollegah, Ihr Album "Jung, brutal, gutaussehend 2" ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Platz eins gelandet. Wie haben Sie den Erfolg gefeiert?
Kollegah: Es war eine riesige Sause mit illegalen Substanzen und Beschäftigten aus dem horizontalen Gewerbe; ganze Anhänger voller Mütter wurden angekarrt. Wir haben für die ganze Rasselbande, die am Album mitgewirkt hat, eine große Suite eines Edelhotels gemietet und Flaschen geköpft, bis wir schwach wurden.
SPIEGEL ONLINE: Was hätten Sie jemandem geantwortet, der Ihnen vor fünf Jahren prophezeit hätte, dass Sie einmal Heino vom Chart-Thron schubsen?
Kollegah: Dem hätte ich gesagt: "Du bist ein schlaues Kerlchen, endlich jemand, der das genauso sieht wie ich." Mir war von Anfang an klar, dass sich Qualität über kurz oder lang durchsetzt. Schade für Heino, aber der war da eben im Weg. Wie heißt einer unserer Tracks so schön: "Survival of the fittest".
SPIEGEL ONLINE: Die großen Erfolge von Bushido oder Sido liegen Jahre zurück, der deutsche Gangster-Rap galt als tot. Warum erleben wir jetzt seine Wiederkehr?
Kollegah: Weil wir eine völlig neue Art des Gangster-Rap machen. Früher war er begrenzt auf den Versuch, mit harten Inhalten zu schockieren. Bei uns steht die Unterhaltung, der Humor und die Technik im Vordergrund: die Reimstrukturen, die Wortspiele, die Punchlines. Wir tragen die humoristische Seite des Rap technisch versiert vor wie sonst niemand. Unsere sympathischen Persönlichkeiten spielen natürlich auch eine Rolle.
SPIEGEL ONLINE: In den letzten Jahren haben Soft-Rapper wie Max Herre, Cro und Casper die Charts dominiert. Ihre Meinung?
Kollegah: Teilweise kann ich mit denen etwas anfangen. Wir finden es gut, dass so viele verschiedene Arten des Rap friedlich und kommerziell erfolgreich nebeneinander existieren können. Das hat es in der Form in Deutschland noch nicht gegeben. Das tut der gesamten Szene gut. Insofern haben auch Casper und Cro zu unserem Erfolg beigetragen.
SPIEGEL ONLINE: Sie studieren Jura in Mainz. Warum rappen Sie ausgerechnet über Sex, Gewalt und Drogen?
Kollegah: Ich weiß, dass das für die meisten Leute nicht leicht zu verstehen ist. Aber um authentisch zu sein, muss man nicht zwangsläufig einen Hauptschulabschluss haben. Ich versuche, dieses Schubladendenken zu brechen und klarzumachen, dass Rapper auch facettenreich sein können.
SPIEGEL ONLINE: Eine dieser Facetten besteht darin, dass Sie und Farid Bang am liebsten andere Mütter "ficken" - zumindest in Ihren Songs. Was sagt eigentlich Ihre eigene Mutter dazu?
Kollegah: Das findet sie natürlich nicht gut. Aber sie respektiert, dass das eben dazu gehört. Die deeperen Songs hört sie allerdings gerne. Dafür kann ich meinen Humor und meine Arbeit mit meiner Schwester teilen, die versteht mich.
SPIEGEL ONLINE: "Jung, brutal, gutaussehend 2" - schon der Titel Ihres Albums ist ja eine in drei Worten zugespitzte Selbstinszenierung. Sie bezeichnen das auch als Lifestyle. Fühlen Sie keine Verantwortung gegenüber denen, die Sie als Vorbild ernstnehmen?
Kollegah: Der Gefahr begegnen wir durch das Stilmittel der Übertreibung. Ich ignoriere nicht, dass ich als Person des öffentlichen Lebens eine gewisse Wirkung und Verpflichtung habe. Aber Farid und ich machen in Interviews und Video-Blogs durch Humor und Sarkasmus deutlich, dass wir uns nicht bierernst nehmen. So sollte jeder - auch mit einem zweistelligen IQ - checken, dass es nicht für bare Münze zu nehmen ist, wenn wir sagen: Wir knallen alle Menschen ab oder schmuggeln kiloweise Heroin über die Grenzen.
SPIEGEL ONLINE: Die Überspitzung wird aber nicht in allen Ihren Texten deutlich: "Jetzt wird deine Slut gebumst, sie kriegt meinen Schwanz in den Mund, und ihr Herz pumpt Adrenalin, Bitch!" Kein Problem für junge Hörer?
Kollegah: Man muss das mit dem Actionfilm-Genre vergleichen: Um Atmosphäre zu schaffen, muss man das ernst rüberbringen. Testosteronschwangere Filme, in denen Menschen abgeschlachtet werden, wie "300" zum Beispiel, sind weltweite Kinohits. Unser Rap ist genau so eine Form der Unterhaltung.
SPIEGEL ONLINE: Wo begegnen Sie eigentlich mehr seltsamen Leuten, auf Ihren Konzerten oder im Hörsaal?
Kollegah: Die Rap-Szene ist schon viel kaputter. Als ich das Studium begonnen habe, war das wie eine Wellness-Therapie. Es war so entspannend, endlich halbwegs normale Menschen zu treffen.
SPIEGEL ONLINE: Wenn Sie ihr Studium beenden, sind Sie Rapper - und Anwalt. Ist Ihr Kollege Farid Bang dann eher Rap-Partner oder Mandant?
Kollegah: Farid wäre ein schwieriger Mandant, weil er mich komplett auslasten würde. Der Junge hält sich nicht zurück, nur weil er Kohle macht. Er lebt immer noch jeden Tag, als hätte er nichts zu verlieren. Mir graut es schon vor dem Tag, an dem ich meine Zulassung bekomme. Denn ich weiß, wer dann als Erstes bei mir auf der Matte steht.
SPIEGEL ONLINE: In Ihren Texten greifen Sie ja auch gerne mal auf das deutsche Kulturgut zurück. Haben Sie ein Lieblingsgedicht?
Kollegah: Goethes "Erlkönig". Traurig, aber schön.
Selfmade Records
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